Selbstverwaltung

Der Hawerkamp 31 e.V. verwaltet seit dem 01.01.2013 das Hawerkamp-Gelände in Eigenregie.
2006 hatte der Vorgängerverein Erhaltet den Hawerkamp e.V. die Selbstverwaltung begonnen. Grundlage ist ein Miet- und Überlassungsvertrag zwischen dem Verein und der Stadt Münster.
Der Hawerkamp 31 e.V. ist ein Mieterverein. Die Mieter des Geländes (Clubs, Schrauber, Künstler u.V.m.) zahlen ihre Miete an den Verein, der sich um die Bewirtschaftung, Verwaltung und Verkehrssicherheit der Gebäude kümmert und somit Erhalt und Weiterführung des Selbstverwaltungsprojektes sichert. Ziel des Vereins ist der Erhalt und die Weiterentwicklung des Selbstverwaltungsprojektes, nicht das Ziel der Gewinn- oder Einnahmemaximierung. Besonderes Ziel ist die Förderung von Kunst und Kultur auf dem Gelände. Das Selbstverwaltungsprojekt ist in dieser Form einzigartig in der Bundesrepublik.

Nach 100jähriger Firmengeschichte wurde 1988 Peter Büscher & Sohn, eine auch international tätige Baufirma mit Betonwerken, aufgegeben. Das seit 1919 bestehende Betriebsgelände Am Hawerkamp wurde dann von der eingesetzten Konkursverwaltung an Künstler, Kleinbetriebe, Clubs u.Ä. vermietet. Im Zuge der Neuordnung des Hafengeländes erwarb die Stadt Münster die Liegenschaft mit den darauf befindlichen Gebäuden. Inzwischen hatte sich hier eine beachtenswerte „Szene“ gebildet, die 1993 in einer ersten gemeinsamen Ausstellung mit dem Titel „Werksgelände“ die ansässigen Künstler vorstellte. Für die Kulturhauptstadtbewerbung der Stadt Münster Anfang der 00er Jahre wurde das Gelände zu einem wichtigen Baustein im Bewerbungsportfolio: hier „sorgen kreative und wagemutige Künstler, Gewerbetreibende … für frischen Wind“. Mit dem „Erhaltet den Hawerkamp e.V.“ konnte der Rat der Stadt dann 2004 im Masterplan zur Hafenentwicklung die Sicherung der „Kulturszene Hawerkamp“ auf den Weg bringen, die ab 2006 in Selbstverwaltung besteht und zunächst bis 2015 befristet war. Seit 2013 wird der KAMP durch den neu gegründeten H31e.V. selbstverwaltet, die Überlassung ist inzwischen mit Verlängerungsoptionen bis 2025 gesichert.

Noch heute zeigt sich die Geschichte der Firma Büscher & Sohn auf dem Gelände. Der alte Lockschuppen im Herzen des Hawerkamp dient als Veranstaltungsfläche, die Halle B ist fast im Originalzustand erhalten. Betonplatten bilden ein Gebirge und selbst in den Clubs und Ateliers atmet das alte Betonwerk weiter. Diese Spuren zu erhalten ist eines der Ziele des Vereins. Münster war und ist ein Ort auch der Arbeiter und der Produktion.

Der Hawerkamp als Kulturstandort hat seit 25 Jahren seine eigene Geschichte geschrieben.Kunstausstellungen, Konzerte, Clubfestivals, Kunstkurse, legendäre Crossoververanstaltungen, Konzerte in Schrauberwerkstätten, Theater in der alten Werkshalle B und das jährliche EdH-Festival ziehen tausende Besucher an. So wie der Hawerkamp ein Ort des öffentlichen Lebens ist, so ist er auch ein Ort der Arbeit. Mehr als 50 bildende Künstler, sowie Drucker, Schneider, Fahrrad- und Autoschrauber, Handwerksbetriebe, Clubs und Konzertveranstalter, Architekten, Caterer, soziokulturelle Vereine, probende Bands und Theatergruppen sind auf dem Gelände tätig.

Diese anfänglich eher zufällige Nutzungsvielfalt hat sich bewährt als wesentlich für den Bestand und die Entwicklung des Geländes, da diese Heterogenität sowohl produktive Reibung als auch umsichtige und gegenseitige Energien und Synergien erzeugt, die einer einfältigen Monotonie widerstehen kann. Ein solches „Biotop“ gibt auch den sich sonst fast regelmäßig einstellenden Gentrifizierungen kaum Chancen. Inzwischen ist der KAMP ein weit über regionale Grenzen bekanntes Gelände. So finden Konzerte und Partys mit internationalen Bands und DJ´s statt. Film und Fernsehteams nutzen die einzigartige Kulisse.

Verwaltet wird das KultUrGelände seit Januar 2006 vom „Erhaltet den Hawerkamp e.V.“,der 1999 gegründet wurde, um angesichts einer drohenden Überplanung des Geländes den Erhalt und die Absicherung der Nutzungen durchzusetzen. 2013 übernahm der „Hawerkamp 31 e.V.“ als reiner Mieterverein die Verwaltung. Mit der Stadt Münster besteht ein vom Stadtrat einstimmig beschlossener Miet- und Überlassungsvertrag, der zunächst bis 2025 befristet ist. Die bis dahin lediglich geduldeten Nutzungen wurden in Bauantragsverfahren genehmigt. Der Verein finanziert alle Maßnahmen zum Erhalt des Geländes und der Bausubstanz, der behördlichen Auflagen sowie den erforderlichen und gewünschten Änderungen aus den laufenden Mieteinnahmen und einzelnen Sondereinnahmen wie dem EdH-Fest. Der Erhaltungsaufwand im Sinne der Industriebrache ist aber immens. Ein nicht geringer Teil der
Vereinseinnahmen fließt dennoch in künstlerische und kulturelle Aktivitäten, die als wesentliche Vereinsziele gefördert werden. Selbstverwaltung meint aber auch die Verständigung der Mitglieder untereinander, das Abstimmen unterschiedlicher Wünsche und Erfordernisse, das Finden von Lösungen für das Miteinander der diversen Nutzungen. Insofern ist der KAMP auch ein wunderbares soziales Geflecht.